Mobbing ist kein neues Thema. Doch oft wird nicht klar unterschieden, was Mobbing wirklich ist – und was nicht. Viele nennen jeden Streit oder jede Meinungsverschiedenheit sofort Mobbing. Das ist gefährlich, weil es das eigentliche Problem verwischt – und Betroffenen nicht hilft.
Was Mobbing bedeutet
Mobbing bedeutet: wiederholtes, feindliches Verhalten über längere Zeit. Es ist kein einmaliger Streit und keine schlechte Stimmung. Mobbing folgt einem Muster – mit dem Ziel, jemanden zu schwächen, auszugrenzen oder zu vertreiben.
Wichtig ist: Beim Mobbing gibt es immer ein Machtungleichgewicht. Das Opfer steht allein da und kann sich kaum wehren. Genau das unterscheidet Mobbing von einem normalen Konflikt.
Formen von Mobbing
Mobbing kann auf ganz unterschiedliche Weise auftreten. Manche Formen sind offen und sichtbar, andere subtil und kaum greifbar. Im Kern geht es immer um psychische Gewalt – auch dann, wenn körperliche oder digitale Übergriffe hinzukommen.
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Direktes Mobbing
Offene Angriffe wie Beleidigungen, Anschreien, Drohungen, Demütigungen oder das Lächerlichmachen einer Person. Diese Form ist leicht erkennbar, aber nicht die häufigste. -
Indirektes Mobbing
Hier läuft die Dynamik verdeckter ab: Gerüchte, gezieltes Schweigen, Ausgrenzung, Informationsentzug oder subtile Manipulationen.
Diese Form ist besonders gefährlich, weil sie von außen kaum sichtbar ist und Betroffene häufig als „empfindlich“ dargestellt werden. -
Strukturelles Mobbing
Wenn Organisationen oder Schulen Rahmenbedingungen schaffen, die destruktives Verhalten begünstigen – z. B. durch fehlende Führung, ungerechte Arbeitsverteilung oder Duldung von Respektlosigkeit.
Dann entsteht ein Klima, in dem Mobbing zum System wird. -
Cybermobbing
Eine der modernsten und brutalsten Varianten. Angriffe finden digital statt: über WhatsApp, Instagram, Snapchat, E-Mails oder andere Online-Plattformen.
Betroffene können sich kaum entziehen, weil die Angriffe 24/7 sichtbar bleiben und sich rasend schnell verbreiten.
Formen von Cybermobbing sind zum Beispiel:-
Veröffentlichen von Fotos oder Videos ohne Zustimmung
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Verbreiten von Gerüchten oder beleidigenden Kommentaren
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gezieltes „Shitstorming“
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Ausschluss aus Gruppen oder Chats („digitales Schweigen“)
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Identitätsdiebstahl oder das Versenden falscher Nachrichten im Namen des Opfers
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Warum jedes Mobbing psychisch ist
Ganz gleich, wie es aussieht – Mobbing trifft immer die Seele. Das Ziel ist, das Selbstwertgefühl zu zerstören, Angst zu erzeugen oder jemanden kleinzumachen. Auch körperliche Angriffe entstehen aus dieser inneren Haltung: aus Macht, Kontrolle oder Unsicherheit.
Darum ist der Begriff „psychisches Mobbing“ eigentlich überflüssig. Denn jedes Mobbing ist psychische Gewalt.
Fazit
Mobbing ist kein Streit und kein Missverständnis. Es ist eine Form von Gewalt, die sich langsam aufbaut und tief verletzt. Wer Mobbing verhindern will, muss die Zeichen erkennen – und handeln, bevor Schweigen zur Gewohnheit wird.
Ausblick auf den nächsten Artikel: Die Gesichter des Mobbings
Mobbing entsteht nicht zufällig. Es ist immer eine Dynamik zwischen Menschen – mit klaren, aber oft unbewussten Rollen. Es gibt Täter:innen, die angreifen. Mitläufer:innen, die zustimmen. Zuschauer:innen, die schweigen. Und Betroffene, die allein gelassen werden.
Doch niemand ist nur eine Rolle. Hinter jedem Verhalten steckt ein Bedürfnis, eine Angst oder eine Erfahrung. Im nächsten Artikel „Die Gesichter des Mobbings“ schauen wir genau hin: Warum Menschen mobben, warum andere mitmachen und wie jede einzelne Haltung dazu beiträgt, dass das System bestehen bleibt – oder sich verändert.